Donnerstag, 17. September 2015

Wanderruderfahrt Schwerin–Berlin

Es war eine lange Fahrt vom 11.-19.08.2015.

Und: Wir waren schon eine bunte Truppe aus den unterschiedlichsten Vereinen:

4 x RC Halle (Wolfgang K., Hansi, Christa, Lutz)
1 x TiB Oberspree (Udo)
3 x Sparta Klein Köris (Wolfgang J., Kerstin, Klaus)
2 x RG Schwerin (Almut, Herbert)
1 x FRV (Petra)

Doch nun im Detail der Fahrt-Hergang:


Dienstag, 11.8.
Die Hallenser Ruderfreunde trafen pünktlich um 11:00 Uhr mit ihrem Bus bei TiB Oberspree ein. Die Boote (2 Vierer) waren bereits am Vorabend auf den TiB-Hänger verladen worden. So sollte es ein Leichtes sein, den Hänger an den Hallenser Bus anzukoppeln, um nach Schwerin loszufahren. Leider hatten wir das System der Vater-Mutter-Stecker außer Acht gelassen! Ein Adapter fehlte! Kerstin und Udo fuhren zum ersten Autoteilehändler – ohne Erfolg, sie fuhren zum zweiten Autoteilehändler – mit Erfolg. Vater & Mutter passten zusammen, jetzt noch die Lichtprobe – und los ging die Fahrt mit 2 Stunden Verspätung. In Schwerin wurden wir bereits von den Schwerinern Almut und Herbert erwartet. Das neugebaute, moderne Gebäude der Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 e. V. hat eine wunderbare Lage: Mit Blick auf das Schloss Schwerin genossen wir Kaffee und Kuchen, machten Pläne für den kommenden Tag, schlugen die Boote an und schliefen bei klarem Himmel in unseren Doppelzimmern mit Blick auf das erleuchtete Schlossgebäude ein.




Mittwoch, 12.8.
Die morgendliche Ruderfahrt begann mit einer Schloss-Umfahrt, setzte sich über den zunehmend welliger werdenden Schweriner See fort und entließ uns aus den windigen Verhältnissen in den ruhigen Störkanal. Unser Fahrtenleiter Wolfgang K. hatte die gute Idee, den Landdienst so aufzuteilen, dass nur vormittags mit „Loch“ gerudert wurde und ab mittags beide Boote vollbesetzt fahren konnten. So fuhren am ersten Tag Herbert und Christa die beiden Autos zum Tageszielpunkt Parchim, parkten dort Herberts Auto, beide Fahrer kamen dann mit dem Auto (Bus) zur Ruder-Mittagspause an die Schleuse in Banzkow. So weit, so gut. Nur: Herbert durfte ab Mittag rudern und hatte seine Rudersachen in seinem Auto vergessen. Hansi bot Herbert an, er könne sich von seinen Bekleidungsstücken/ Wechselsachen etwas aussuchen. So ruderte Herbert bis zum abendlichen Zielpunkt mit Hansis Badehose. 

Der Störkanal gab unsere Boote für die Elde frei und so ruderten wir bis zum Abend bei Sonnenschein. Am Bootsschlafplatz in Parchim angekommen, erwarteten uns die beiden Autos für die Fahrt zum Nachtquartier „Rosenhof“ in Plau am See. Abends genossen wir den Sonnenuntergang auf einer Wiese vor unserem Hotel.




Donnerstag, 13.8.
Ein herrlicher Sommertag erwartet uns auf unserer Weiterfahrt die Elde entlang! Ruhe ringsumher. Herrliche uralte Bäume wachsen entlang der Elde. Die Mittagspause in Lübz mit Nudeln, Eiskaffee, Kuchen etc. pp. gestaltete jeder nach seiner Fasson. Ab der Mittagspause hatte ich Landdienst. Nach dem Einkauf, einem Stadtbummel in Lübz und dem Besuch eines Cafés … fuhr ich zum verabredeten Zielort Schleuse Barkow. Eine nette Plauderei mit den dortigen Bewohnern des ehemaligen Schleusenwärterhauses ging meinem langen Warten auf die beiden Boote voraus. Die Sonne sank immer tiefer – es waren keine Boote zu sehen! Nun ist die Elde kein gefährliches Gewässer, deshalb blieb ich entspannt und döste in der Abendsonne – bis ich meinen Namen rufen hörte. Herbert und Wolfgang verabschiedeten sich gerade von einer Frau, welche in einem schnellen Auto davonfuhr! Sie waren beide getrampt. Was war passiert?




Die Boote kamen 17:00 Uhr an der Schleuse Bobzin an. 
Der Blaue Hebel wurde betätigt: „Weiterschleusung angenommen“
Kurze Zeit später: 
„Störung – Hilfe über Notrufsäule“

Kerstin kletterte über den Zaun zur Notrufsäule und sprach mit dem Mann am anderen Ende:
„Wir versuchen es per Ferndiagnose, sonst muss der Techniker kommen.“ 
Antwort auf die Frage, ob wir uns in einer Stunde nochmal melden können: 
„Ja, selbstverständlich“. 
Eine Stunde später: nochmal Zaunklettern zur Notrufsäule, Telefonat: „Die Techniker sind ca. 18:45 Uhr in Bobzin und versuchen die Störung zu beheben“.

Um 19:00 Uhr treffen endlich die Techniker der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ein. 
Erst jetzt ist klar, dass ein dicker Baumstamm die Schließung des Schleusentores (oben) behindert hat.

Hansi beschloss daraufhin, die Boote nach der Reparatur noch hochzuschleusen, um am kommenden Tag gleich weiterrudern zu können. 
Gegen 19:10 Uhr konnte endlich geschleust werden. 
Beide Boote wurden ca. 19:45 Uhr am Liegeplatz für die Nacht festgemacht.




Insgesamt 5 Ruderer haben dann die beiden Boote geschleust. Einige waren unterwegs, den Landdienst zu holen, andere sind in das nächste Dorf gelaufen.

Inzwischen waren mehrere Stunden vergangen, Wolfgang und Herbert hatten mich samt Autos von der einen Schleuse Barkow zurück zur anderen Schleuse Bobzin geholt – mittels einer abenteuerlichen Fahrt durch enge Dschungelpfade, an steilen Uferböschungen entlang, über matschige Waldböden, tiefe Bodenkuhlen… Die Boote wurden hinter der Schleuse Bobzin zur Nacht „angeleint“. Gegen 21:00 Uhr ließen wir die Tagesereignisse auf besagter Wiese in Plau am See bei diversen Getränken Revuepassieren…

Freitag, 14.8.
Von Bobzin nach Plau am See genossen wir die ruhige Atmosphäre und die herrliche Natur. Das Einfahren in Plau am See ließ uns Abschied nehmen von der beschaulichen Ruhe und vor allem Abschied von der Windstille. Eine kleine Testfahrt von 50 m hinaus auf den welligen Plauer See ließ uns beschließen, die Boote in der Marina an Land zu holen, abzuschlagen und auf den Hänger zu verladen, welcher von Udo und Herbert aus Bollewick geholt werden musste. Nach Auskunft des Hafenmeisters sollte der Wind nicht nachlassen, Gewitter seien angekündigt. So verbrachten wir alle gemeinsam die Nacht in Plau am See: die Boote auf dem Hänger in der Marina, wir Ruderer im Hotel. Nachts zog ein Gewitter über uns hinweg…



Samstag, 15.8.
Windstille und Sonnenschein! Keine Planänderung: Boote und Menschen wurden mittels beider Autos nach Mirow gefahren. Am Mirower Strand wurden die Boote fahrtüchtig gemacht, einige Ruderkameraden badeten kurz und weiter ging die Fahrt. Kurz vor unserem Ziel Canow verdunkelte sich der Himmel zusehends und wahrlich in letzter Minute fanden wir am Ufer des Kleinen Peetschsee unter Bäumen Schutz vor einem heftigen Regenschauer. Der anschließende Sonnenschein trocknete unsere Sachen schnell und so ließen wir uns kurz darauf im Canower Straßenimbiss an der Schleuse nach dem Festmachen der Boote das Eis und kühle Getränke schmecken. Übernachtet wurde im Radlhus in Wesenberg. 
Eine Überraschung für Christa: Ihre langjährige Zweierpartnerin Elke (zu Jugendzeiten) wohnt im Grundstück neben unserer „Anlegestelle“! Durch Zufall begegneten sich beide  - mit großem HALLO!



Sonntag, 16.8.
Am kommenden Morgen starteten wir bei Sonnenschein in Richtung Bredereiche. Zauberhafte Seen und die ruhige Havel ließen uns den Tag genießen. Allerdings wuchs die Zahl der Motorboote an. In den Schleusen machte sich dies besonders bemerkbar. Apropos Schleuse: In der Schleuse Fürstenberg gab einer unserer Paddelhaken den Geist auf: Es brach der Holzstab neben der Metallspitze ab. Erfahrene Ruderer kann dies nicht erschüttern. Wohlbehalten kamen wir mit allen Einzelteilen in Bredereiche an, bezogen unsere schönen Zimmer und genossen die abendliche Ruhe auf der Terrasse an der Havel.




Montag, 17.8.
Und wieder meinte es die Sonne gut mit uns. Von Bredereiche ruderten wir nach Himmelpfort, passierten die Schleuse, genossen die Landschaft neben der Woblitz, durchquerten den Großen Lychensee und bogen ab. Motorboot-Verbot! Sehr gut! Durch einen kleinen Kanal ging es zum Nesselpfuhl, weiter durch die schmale Wurlflut zum Wurlsee. Das kalkreiche Wasser des max. 28 m-tiefen Wurlsees entstammt verschiedenen Quellen und ist sehr rein. Nach einer ausgiebigen Mittagspause mit Picknick und Badengehen am Strand in Retzow ruderten wir diese märchenhafte Strecke zurück nach Bredereiche.
Das Abendessen auf der Terrasse direkt an der Havel, der Abendausklang in der „Bibliothek am Kamin“ mit „Mann un Fru“ und die Unterhaltung durch unseren mitreisenden Künstler Lutz rundeten diesen schönen Tag ab.
Wolfgang J. reparierte den „kranken“ Paddelhaken.

Dienstag, 18.8.


Morgens in Bredereiche: Mit den Booten ging es weiter Richtung Berlin. Nach wenigen Kilometern wollte sich der wieder genesene Paddelhaken in der Schleuse Regow von unserem Boot verabschieden und sprang vor lauter Übermut ins Schleusenwasser. Wir verhinderten den Abschied, holten ihn wieder an Bord, redeten ihm gut zu und ruderten weiter. Unserem Paddelhaken schien es bei uns nicht zu gefallen: keine halbe Stunde später stürzte er sich über die Bordwand in die Havel! Wir retteten ihn aus den Havelfluten, sprachen ein ernstes Wort mit ihm, legten in auf unserem Luxus-Deck A ab und genossen die weiteren Tage ohne Paddelhaken-Vorkommnisse.

Die Fahrt ging weiter: die Havel entlang, an Mildenberg und seiner Ziegelei-Geschichte vorüber. Die beiden Ziegeleien, die noch bis 1991 in Betrieb waren, hinterlassen unzählige Stich-Seen rings um die Havel zwischen Mildenberg und Zehdenick. Abendliche Ankunft an der Schleuse Bischofswerder, hinter welcher wir nach dem Durchschleusen die Boote zur Nacht parkten. Der Landdienst brachte uns nach Bredereiche, wo wir ein letztes Mal die Abendstimmung auf der Terrasse genossen.



Mittwoch, 19.8. 
Abschied von Bredereiche. Mit den Autos fuhren wir zum Bootsparkplatz Bischofswerder, ruderten weiter durch Liebenwalde, auf dem Voßkanal, dem Malzer Kanal und dem Oder-Havel-Kanal mit seinen riesigen Schubeinheiten, durch Oranienburg … bis zur Gaststätte „Zum Weißen Schwan“. Endlich Essen und Trinken! Je weiter wir uns dem Ziel Berlin näherten, desto wärmer wurden die Temperaturen. Das gemütliche Beisammensein zur Pause wurde durch das Nahen einer Schubeinheit unterbrochen, welche im Vorbeifahren so viel Wasser zog, dass eines unserer beiden Boote auf dem Trocknen sitzen blieb…

Nach der Mittagsrast war die Spandauer Schleuse mit ihrer Schurre bald erreicht und die letzten Kilometer bis TiB Tiefwerder vergingen fast im Flug.

Der Empfang durch die TiB-Ruderer war wie immer sehr herzlich und von wohligen Grilldüften durchzogen! Die Tische bogen sich fast unter den leckeren Speisen, wobei Alex als Grillmeister eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist! Die Feuerschale spendete Wärme beim gemütlichen abendlichen Zusammensitzen.



Donnerstag: 20.8.

Von TiB Tiefwerder ruderten wir in heimischen Gewässern Richtung TiB Oberspree. Die Mittagspause am Urbanhafen wurde mit Eis, Kuchen, Getränken und diversen Leckereien verbracht. Der Landwehrkanal und die Treptower Spree empfingen uns als Altbekannte. Das Bootesäubern, Sachen umpacken, Autos beladen … ging durch viele fleißige Hände zügig vonstatten. Beim letzten gemeinsamen gemütlichen Beisammensitzen am „Runden Trommeltisch“ ließen wir die Tage Revue passieren und schmiedeten bereits neue Pläne. Dann hieß es Abschied nehmen: die Schweriner fuhren nach Norden, die Hallenser nach Süden und die Berliner verteilten sich sternförmig.


Zusammenfassend erlebten wir nur einen kurzen Regenguss auf dem Wasser, genossen wunderbare Landschaften mit ihren Tieren, Pflanzen, uralten Bäumen und herrlichen Düften bei Sonnenschein,
wir ruderten 345 Kilometer und passierten 26 Schleusen!

Danke an alle Organisatoren für diese erlebnisreichen, schönen Tage!

Alle Fotos wurden von irgendeinem der oben genannten Ruderer gemacht.
2015 © Petra Filzhuth


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen