Montag, 24. Oktober 2016

Puhlstromfahrt 2016

Es ist Mitte Oktober. Das Laub an den Bäumen fängt langsam an sich zu verfärben. Die Temperaturen werden kühler.
Ich treffe mich mit Klaus R. und fahre mit ihm nach Klein Köris zum Ruderverein Sparta. Von hier aus soll die Puhlstromfahrt starten. Fahrtenleiter ist Andreas A., den ich bereits von unserer Oder-Umfahrt in diesem Jahr kenne.
Im Vereinshaus angekommen, sehe ich noch mehr bekannte Gesichter. Keule von der TiB (ok - ihn habe ich auch erwartet), John und Arne vom Ruderklub Viking aus Dänemark, Klaus aus Tegelort (mir auch aus Dänemark bekannt). Dann natürlich die Kameraden aus Sparta: Andreas, Andi und Kai (der ist mir allerdings neu) und noch diverse weitere, die man dann sicher zum Abrudern wieder sieht.

Am Abend erst mal gechilltes Wiedersehen. Ich penne bei Klaus in seiner kleinen Finnhütte auf dem Vereinsgelände. Schön, das auch mal von innen zu sehen.

Am nächsten Morgen werden die neun Boote fertig gemacht. Vier gesteuerte Zweier und fünf Ohne gilt es zu besetzen. Ich bekomme John aus Dänemark als Obmann zugewiesen und wir rudern gemeinsam in der "Springsee".

Neun Boote liegen abfahrtbereit - letzte Besprechung zur Bootseinteilung (2016©HelgeKubath)

Noch keine 20 Meter vom Ufer fällt mein Rollsitz aus. Klemmt bzw. rollt nicht. Also Ersatzrollsitz. Der geht erst mal. Aber auch hier merke ich bald, dass er immer wieder hakt. Egal. Wir sind schon auf dem Hölzernen See und gleich kommt die Schmölde. Die zieht sich – wie immer.

Dahinter geht es dann aber in die Dahme, immer stromaufwärts. Die erste Schleuse lassen wir links liegen und nutzen lieber die Schurre. Wir müssen eh noch etwas auf die Anderen warten und genießen unsere erste längere Pause.
Gute 6 Kilometer später bekomme ich in der Schleuse "Hermsdorfer Mühle" meine Gelegenheit und mopse mir aus einem anderen Boot noch einen Ersatzrollsitz. Aah - der funktioniert. Hinter der Schleuse geht’s weiter.

Immer weiter durch kräftig grüne Bewaldung rechts und links. Erstaunlich für Mitte Oktober. Es weht ein frischer Wind, aber die Temperaturen sind nicht wirklich kalt.
Am Kilometer Null gehts weiter den Dahme-Umflutkanal bis zu einem Überfallwehr in Märkisch Buchholz. Es gibt keine Schleuse. Nur eine alte Bootsschleppe führt unter der Straße die knapp 10 Meter hoch zum weiterführenden Kanalzug.

Ab da heißt es 1000 Meter rudern und das Ganze wiederholt sich - nicht ganz so steil, dafür mit einer harten Kurve und einem noch verrosteteren Schleppwagen. Gemeinsam zerren wir unsere neun Boote über die Anhöhen und lassen sie danach wieder zu Wasser. Das kostet nicht nur Zeit sondern auch Kraft. Es war der anstrengendste Part bei der ganzen Tour.

Festmachen vor Großwasserburg (2016©HelgeKubath)

Nach den zwei Schurren geht es relativ relaxed weiter über den Köthener See, durch die letzte Schleuse bis Groß Wasserburg. Hier beziehen wir für die nächsten Nächte Quartier.

Im Großen Saal sucht sich jeder eine kleine Ecke und bereitet sein Nachtlager vor. Danach gehts in die gute Stube, um zu lachen und zu klönen.

Gemütlich bei unserem Gastgeber (2016©HelgeKubath)


Am nächsten Morgen heißt es frisch machen – Puhlstrom wir kommen.
Durch die Wasserburger Spree schlängeln wir uns durch. Spätestens jetzt weiß man, wieso hier mit keinem Vierer gerudert werden kann. John gibt in einer Tour Kommandos: Steuerbord über, Backe lang, Kappenalarm… Es ist Abenteuer pur. In den Innenkurven muss man auf Sandbänke achten, beide Ufer sind von umgestürzten Bäumen gesäumt oder diese hängen so tief, dass wir uns klein machen müssen. Einmal lag ein Baum sogar komplett über dem Wasserlauf, so dass wir uns lang auf den Rücken legen mussten und uns mit den Händen unter dem Baum durchgezogen haben. Fünf Zentimeter weniger und es hätte nicht mehr gepasst. 

Kai und TK  - kleine Pause irgendwo im Nirgendwo (2016©HelgeKubath)

Den genauen Weg, den wir gerudert sind, kann ich gar nicht mehr wiedergeben - oft rätselten wir, wo es nun lang geht. Ich glaube, wir sind über den Krügers Strom, dann langes Horst Fließ auf den Puhlstrom. Dort legten wir an und haben erstmal ordentlich gegessen.

Hunger… (2016©HelgeKubath)


Auf dem Rückweg durch das Spreewald-Labyrinth finden sich ca. vier Boote gleichzeitig an einer kleinen Raststätte ein. Kurz mal durchatmen, Toilette und weiter geht's. So gedacht, aber beim Einsteigen ein Malheur und PLATSCH…stehen Klaus und Keule bis zur Taille im Spreewaldwasser. Sehr zu unserem Vergnügen betrachteten wir Keule, wie er seinen Kahn "Iltis" wieder trocken legte. Aber die beiden alten Hasen nahmen es mit Humor und ruderten in leicht klammer Kleidung das letzte Stück bis zu unserer Herberge, wo es trockene Kleidung, Speis und Trank gab.

so schnell kann's gehen ;-) (2016©HelgeKubath)

Am Nächsten Tag hieß es zurück zu rudern. Leider mit etwas Druck, denn der Schleuser von der Hermsdorfer Mühle kam extra für uns am Sonntag zu seiner Dienststätte. Vielen Dank dafür von uns Allen.
Keule muss sein Boot alleine in die Schleuse bringen - (PS: das ist nicht die Hermsdorfer Schleuse!) (2016©HelgeKubath)

maximal zwei Boote passen in diese Schleuse - Kai: Schön festhalten (2016©HelgeKubath)

Doch vorher hatten wir noch die diversen Schurren zu bändigen. Was für eine Tortur. Das Schurren ist anstrengender als die Ruderei. Dennoch - wir kamen alle wohlbehalten wieder in Klein Köris an und mussten erst mal die neun Boote wieder schrubben.

Als auch dies geschehen verabschiedeten wir Andreas als unseren Fahrtenleiter. Er gibt nach 20 Jahren nun das Zepter an Kai ab. Alle hatten riesigen Spaß und versprachen sich, nächstes Jahr wieder mit dabei zu sein.


2016©HelgeKubath


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