Dienstag, 19. Juli 2016

Kiesseefahrt 2016 - ein Reisebericht

Reisebericht eines Neuankömmlings, eingefangen im Unisport
Kiessee Wanderruderfahrt 09./10.07.2016

14 Kameraden, davon 5 Unisportler (alle Neuwasser ab Müggelsee)
Drei gesteuerte Vierer (einer mit Loch)

Fahrtenleiter: Seewolf Keule
Bootsbesetzung:
Boot Werlsee: Udo, Charlotte, Thomas, Laura, Jens
Boot Spree: Seewolf Keule, Helge, Claudia, Björn, Jana
Boot Moldau: Heiko, Undine, Detlef, Bernhard

Wer nicht selbst schon einmal 80 km in 2 Tagen mit Skulls in den Händen hinter sich gelegt hat, der hat keine Ahnung worauf er sich einlässt.
Die Vorfreude darauf ist geradezu unermesslich und zurück bleibt ein taumeliger Seegang, geprägt von einem Dauergrinsen, doch purer körperlicher Erschöpfung, die es wert ist, auf sich zu nehmen.
Es geht viel zu früh los, aber je früher, desto weiter kommt man und je weiter man kommt, umso schöner wird es. Weit weg in unbekannte Gewässer, die sich aus Sicht eines Ruderbootes dahinschlängeln wie Weltmeere.

Klar Schiff machen
Und genauso starteten wir durch unsere 1. Etappe. Samstag 9 Uhr. Stürmisch, bewölkt und es roch nach Regen. Claudia und Keule erzählten schon auf dem Weg Schauermärchen über den unbändigen Müggelsee und sie wurden wahr. Das Neuwasser türmte sich vor und hinter uns auf, doch Keule blieb ruhig und manövrierte uns sicher in den sicheren Schlund der Müggelspree, wo sich das Wetter beruhigte. Ein Vierer (Udos Boot) hatte den Weg am Ufer des Sees eingeschlagen und wir waren in Sorge, ob sie es schaffen, doch der Seebär kennt seine Wege. Das war mit Abstand der aufregendste Teil der Wanderfahrt, da man sich vorstellen konnte, wie es wohl in solch wilden Gewässern zugehen muss, in denen sich Weltenumsegler befinden.

Boot: Spree, Konzentriert durch Klein Venedig
Als wir durch Klein Venedig schipperten, brach der Himmel auf und der Dämeritzsee war greifbar nah. Das Rudern nahm jetzt einen geschmeidigen Lauf und wir glitten durch seichtes Wasser. Back- und Steuerbords erschlossen sich Wassergrundstücke von denen man nur träumen kann. Es muss doch einen unbekannten Verwandten geben, der sein Wassergrundstück zufällig loswerden will?
Auf dem Dämeritzsee angekommen, fuhren wir vorbei an unserem Nachtlager der Wasserfreunde, um noch 14 km weiter Richtung Mittag zum Kiessee zu rudern.

Diese Fahrt war schön, denn hier begann die Ferne und ein Neuwasser nach dem anderen bahnte sich unseren Weg. Es wurde ruhig und wir genossen die Stille, die nur durch Detlefs, Udines und Heikos Singsang seine Vollendung fand.
Über das Flakenfließ kurz in den Flakensee, dann scharf rechts in die Löcknitz und ewig geradeaus. Hier gab unser erstes Bier bei einem Italiener, und das schmeckte einfach wunderbar.
in den Werlsee, vorbei an der Liebesinsel rüber in den Peetzsee und dann bis ans Ende des Möllensees. Dort in den Stichkanal. Hier waren die Gewässer vom letzten Sturm mit Geäst gefüllt, so dass unsere Steuerfrau Claudia gut zu tun hatte und klare Anweisungen ausstieß. Das kann sie gut. Nach der „Röhre“ noch den Kiessee bis zum Ende und am Campingplatz angelegt. Der Ausstieg war wie Keule sagte: „Oh, schon wieder ne Leiche.“
Die Kleinsten sind von unseren Booten begeistert

noch einmal durchgewischt 
Jetzt gabs erstmal n ordentliches Schnitzel oder auch zwei wer ein normales (großes) bestellt hatte und ein Eisbein für Udo, das ihm dann später quer hängen sollte. Die Bedienung war ruppig, aber echt und der Hausherr spendierte noch einen aufs Haus. Danke dafür.

noch n Bier!!!
endlich was zu essen

zufriedener kann man nicht gucken

Der Weg zurück in unser Nachtdomizil war dank Keule mit dem sinnlichsten Stück der Fahrt erfüllt. Die Alte Löcknitz, die ich steuern durfte, haarscharf hindurch mit Kappenmanöver und „steuer-, backbord über“ vorbei am Ursprung der Wasserläufe. Einfach Natur und sonst nichts.
Endlich angekommen bei den Wasserfreunden Erkner, im Dachboden eingewiesen, schmissen wir uns erschöpft und glücklich auf die Decken und veranstalteten eine Massenmassage. Keule hatte den Grill schon entfacht und bevor wir wieder was essen konnten durchschwammen wir den Dämeritzsee. Endlich waren wir nicht nur umgeben von Wasser, sondern waren auch mal drin. Angenehm kühl und rein. Und dieser Duft…Wasser.
Chillen
Der Abend wurde dann immer später, etwas betrunkener und sehr lustig. Was mit Schnik-Schnak-Schuk begann, endete mit Pantomime von Bruttosozialprodukt. Detlef hatte es erraten, was für ein Genie.
Blick auf die Alte Spree

Quatschen und Gegrilltes futtern



Gefühlt um eins im Bett, erwachten die gestandenen Hasen gefühlt um vier und schmissen uns gefühlt um sechs aus der Koje. Oh je, der Kopf und die Beine und die Arme. Aua, aber was solls. Macht man ja nicht alle Tage. Also ab in den See mit Undine, wo der Himmel zu versprochenen 30 Grad aufbrach. Erfrischt und 2 cm wacher zurück, stopften wir uns ne trockene Stulle in den Mund, packten gehetzt unsere 7 Sachen, denn die Hasen wollten los. Rudern? Haben wir das nicht schon gestern getan? Ja, Rudern. Endlich.
Rein, Zähne zusammenbeißen, einfach rudern, denn aufhören kann man ja nicht und dann tut auch irgendwann nix mehr weh. Es funktioniert.

Unsere Etappe sollte heute im Kalksee über den Flakensee münden, bevor es gen Heimat ging. Die Attraktion: Woltersdorfer Schleuse. Fantastisch. Groß, mit aufklappbarer Straße und DJ. Wir legten auf der Seite für die Sportboote an – das mißfiel aber der Schleuserin und rief uns aus die andere Seite zu nutzen. Wie auf dem Bahnhof. Lustig. Nicht lustig war, dass unser Steuer nicht mehr zu befestigen war, d.h. wir waren steuerlos. Aber nicht wirklich. Claudia kann ja gut Befehle geben und Helge verdrehte sich spitzenmässig den Hals. Wir ruderten mal Backe mal Steuer über.
An der Spitze vom Kalksee im Rüdersdorfer Ruderverein konnte unser Superman Heiko doch Tatsache das Steuer reparieren. Dafür brauchte er es nur anfassen. Der Wahnsinn. Wie macht er das bloß? Somit konnten wir getrost unsere Heimreise antreten und eine letzte Stärkung vor der Schleuse am Imbiss einnehmen. Heiko trampelte mit den Füßen. Ja, wir kommen. Mit vereinten Kräften geht’s einfach weiter.

Keule und Claudi und Pferd

plötzlich kam ein Cowboy und stellte sein Pferd ab

Über Flakensee und Flakenfließ, rein in den Dämeritzsee und den langen langweiligen Gosener Kanal, hinein in den schönen Seddinsee, der von einem endlos verzauberten Seerosenfeld bedeckt ist. Ab hier ist alles lang, erstreckt sich kilometerweit geradeaus und es wird lauter, denn es ist Sonntag. Sonntag und blauer Himmel. Und wie es an solchen Tagen ebenso ist. Boote, nochmal Boote, Sonntagsfahrer, Segler, Paddler, die ganze Palette. Es schaukelt, manchmal schön, manchmal hochseeartig. Aber eines ist gleich. Die Wellenverursacher haben noch nie in einem Ruderboot gesessen, denn sie verstehen nichts von der Verdrängung des Wassers bei hohen Geschwindigkeiten. Keule kann endlich motzen.

kurze Rast beim ESV Schmöckwitz

der Ältesten Rat tagt



Die letzte Pause machten wir wohl noch im Seddinsee am ESV, bevor es die letzten 14 Kilometer die Dahme (Langer See) und dann wieder in die Spree ging.
Obwohl der Sonnenstich nah war, die Glieder nicht mehr konnten und nun auch mal genug mit Rudern war, machte sich in mir eine Melancholie breit, da der Weg nur noch so kurz war. Ab jetzt wurde jede Bewegung noch einmal gespürt, das letzte aus den Muskeln gepresst und versucht so zu rudern wie es die Meister gelehrt haben.
Die Ankunft war nüchtern, alles raus aus dem Boot, matte Gesichter. Erst die Arbeit, dann die Freude. Vielleicht war es aber auch die Trauer darüber, dass es schon vorbei ist, denn angefühlt hat es sich viel länger.
Wir sprangen nochmal in die Spree, schwelgten im Vorabend und begossen ihn mit Geselligkeit.
So anstrengend es auch war. Rudern ist urig. Und sieht einfach toll aus (auch Heiko im Einteiler). Du setzt dich rein und fährst hin wohin du willst, aus eigener Kraft. Schön.

Der Abschied fällt schwer - also hängen wir noch vorm Bootshaus ab

Danke liebe TIB-Freunde. Danke für diese Erfahrung und die Möglichkeit daran teilzunehmen. Wir sind infiziert und machen weiter. So oder so!


2016 © Jana Utke

Freitag, 8. Juli 2016

TiB - TiB 2016

Das Wetter zeigt sich warm und sonnig und mit einer Crew von 9 Personen legen wir ab. Nicht mit 'nem Achter wie man vermuten könnte sondern mit zwei gesteuerten Vierern - einer fährt mit Loch.

Wir legen entspannt ab und rudern unsere erste Etappe bis zur Schleuse. Hebel umgelegt und es geht 20 cm abwärts. Aha. Aus der Schleuse raus schwimmen rechts und links tote Wasserratten neben uns. Wir denken die sind bei den starken Regenfällen in den den letzten Tagen in der Kanalisation ertrunken. Jedenfalls werden wir während unserer Fahrt noch diverse Kadaver von ihnen entdecken.

Beim Estrell begrüßen uns die ersten Partypeople die noch immer zu harten Beats am Ufer ihr ickstes Bier geniessen. Man prostet sich zu und schon sind wir um die Ecke. Dort ein Schlauchboot mit jungen Hüpfern – nein wir schleppen euch nicht ab.

Was ein Wetter - kurze Trinkpause

Vorsicht Baumstamm im Wasser - wenn es mal nur der wäre. Der Landwehrkanal ist leider auch ein fliessender Mülleimer. Die Leute werfen jeglichen Unrat in das Wasser. Gefühlte 20 Euro passieren uns in Form von Pfandflaschen. Von Tüten und Anderem Zeugs mal abgesehen - leider sehr schade. Die Tour vermiest es einem natürlich nicht, denn die diversen Brücken und bekannten Gebäude rechts und links bilden eine imposante Kulisse für unsere Tour.

Am Urbanhafen machen wir wie gewohnt eine kurze Pause und rudern anschliessend bei praller Sonne weiter Richtung Spandau.

Wie immer gemütlich hier.
Fahrtenleiter Udo muss noch ein bisl was managen
Hallesches Tor, Potsdamer Platz, Tiergarten - wir passieren diverse spannende Orte Berlins die man für gewöhnlich nicht vom Wasser aus sieht.

Der Ausflugsdampfer bremst etwas unsere Geschwindigkeit - überholen funktioniert hier nicht.
An seiner nächsten Dockingstation ziehen wir vorbei und rudern wieder mit gewohntem Schlag über den Kanal bis zur Caprivibrücke. Dort ist unser zweiter Rastpunkt mit Bier bei der ansässigen Gastronomie.

zweite Pause - nun folgt der Endspurt
Weiter geht es zur Charlottenburger Schleuse. Hier habe ich die Ehre auszusteigen und auf dem schmalen Festmacher zu balancieren und über Gegensprechanlage uns beim Schleuser anzukündigen - das muss doch in heutigen Zeiten entspannter gehen denke ich mir nur? Aber nicht meckern - nach 10 Minuten werden wir zügig geschleust.

Danach geht noch durch ein paar Wellenberge und mit einer harten Wende über Backe geht es in unseren Finaleinlauf. Tiefwerder wir kommen.

Thomas, Axel und weitere Tiefwerder-Ruderer erwarten uns mit lecker gedecktem Tisch. Doch vorher müssen die Boote gesichert werden. Der leichte Vierer geht an Land und den Geklinkerten lassen wir schwimmen.

Wie üblich zaubert Axel über dem Feuer wieder Leckeres und wir essen, plaudern, lachen und prosten gemeinsam bis in den späten Abend.

Lecker Grillgut und Fachsimpeleien mit den Ruderkameraden von Tiefwerder & Oranienburg

Am nächsten Tag heißt es zurück. Anders als sonst rudern wir anstatt über den Teltow-Kanal durch die Stadt zurück. sprich so wie wir gekommen sind. Das ist eigentlich nur aus einem Grund etwas unangenehm, weil einem die Fahrgastschiffe ständig entgegenkommen. Das bedeutet für uns  - nah an das Ufer fahren - teils mit Rudern lang dort zu halten bis der Klopper von Boot an uns vorbei ist und anschliessend weiterzurudern. Durch die vielen Kurven kann man oft nicht vorausschauend fahren was es immer zu einer kleinen Zitterpartie macht ob hinter der Kurve nicht ein Ausflugskreuzer mit vollem Karacho unter die Brücke fährt. Bei dieser Fahrt nicht geschehen - aber eine Woche später live so erlebt. Aber das ist eine andere Geschichte.

In Kreuzberg biegen wir nicht nach Neukölln ab, wo wir ursprünglich herkamen, sondern gleiten ruhigen Schlages weiter den Landwehrkanal runter bis zur Schleuse vor den Schlesischen Tor. Ich habe hier sogar Neuwasser - verrückt.

Nach der Schleuse kieken wir uns von der Spree natürlich die Oberbaumbrücke an. Dann aber geht es weiter die Spree hoch - am Badeschiff vorbei, auf der Hoppe-Tosse wird schon gefeiert (oder immer noch?), an den Molekuleman vorbei bis zur Insel der Jugend. Kurz darauf sehen wir das Eierhäuschen, welches endlich saniert wird.

Kurz darauf landen wir dann am heimatlichen Steg an. Die Boote werden routiniert geputzt und wieder in ihre Bootshalle gebracht. Wir freuen uns diese spannende Tour wieder gemacht zu haben. Berlin verändert sich teils so schnell das wir bei der Tour auch immer wieder neues entdecken können.

Bereits eine Woche später fuhr ich die Tour mit Kölner Gästen erneut. Auch diese waren begeistert. Doch das sollen sie mal schön selbst erzählen ;-)

2016 © Helge Kubath
















Donnerstag, 7. Juli 2016

19. Müggelsee - Achterregatta

In dem folgendem Video könnt ihr euch unser Rennen aus der Spitze heraus ansehen. mit der Maus einfach ziehen, dann könnt ihr euch umsehen. Mit dem Handy bitte die YouTube App benutzen und sich samt Telefon in der Gegend umschauen. Zum Ende kommt ein spannender Zweikampf ;-)