Reisebericht
eines Neuankömmlings, eingefangen im Unisport
Kiessee
Wanderruderfahrt 09./10.07.2016
14 Kameraden, davon 5 Unisportler (alle Neuwasser ab
Müggelsee)
Drei gesteuerte Vierer (einer mit Loch)
Fahrtenleiter: Seewolf Keule
Bootsbesetzung:
Boot Werlsee: Udo, Charlotte, Thomas, Laura, Jens
Boot Spree: Seewolf Keule, Helge, Claudia, Björn, Jana
Boot Moldau: Heiko, Undine, Detlef,
Bernhard
Wer nicht
selbst schon einmal 80 km in 2 Tagen mit Skulls in den Händen hinter sich
gelegt hat, der hat keine Ahnung worauf er sich einlässt.
Die Vorfreude
darauf ist geradezu unermesslich und zurück bleibt ein taumeliger Seegang,
geprägt von einem Dauergrinsen, doch purer körperlicher Erschöpfung, die es
wert ist, auf sich zu nehmen.
Es geht viel
zu früh los, aber je früher, desto weiter kommt man und je weiter man kommt,
umso schöner wird es. Weit weg in unbekannte Gewässer, die sich aus Sicht eines
Ruderbootes dahinschlängeln wie Weltmeere.
Klar Schiff machen |
Und genauso
starteten wir durch unsere 1. Etappe. Samstag 9 Uhr. Stürmisch, bewölkt und es
roch nach Regen. Claudia und Keule erzählten schon auf dem Weg Schauermärchen
über den unbändigen Müggelsee und sie wurden wahr. Das Neuwasser türmte sich
vor und hinter uns auf, doch Keule blieb ruhig und manövrierte uns sicher in
den sicheren Schlund der Müggelspree, wo sich das Wetter beruhigte. Ein Vierer
(Udos Boot) hatte den Weg am Ufer des Sees eingeschlagen und wir waren in
Sorge, ob sie es schaffen, doch der Seebär kennt seine Wege. Das war mit
Abstand der aufregendste Teil der Wanderfahrt, da man sich vorstellen konnte, wie
es wohl in solch wilden Gewässern zugehen muss, in denen sich Weltenumsegler
befinden.
Boot: Spree, Konzentriert durch Klein Venedig |
Auf dem
Dämeritzsee angekommen, fuhren wir vorbei an unserem Nachtlager der
Wasserfreunde, um noch 14 km weiter Richtung Mittag zum Kiessee zu rudern.
Diese Fahrt
war schön, denn hier begann die Ferne und ein Neuwasser nach dem anderen bahnte
sich unseren Weg. Es wurde ruhig und wir genossen die Stille, die nur durch
Detlefs, Udines und Heikos Singsang seine Vollendung fand.
Über das
Flakenfließ kurz in den Flakensee, dann scharf rechts in die Löcknitz und ewig
geradeaus. Hier gab unser erstes Bier bei einem Italiener, und das schmeckte
einfach wunderbar.
in den
Werlsee, vorbei an der Liebesinsel rüber in den Peetzsee und dann bis ans Ende
des Möllensees. Dort in den Stichkanal. Hier waren die Gewässer vom letzten
Sturm mit Geäst gefüllt, so dass unsere Steuerfrau Claudia gut zu tun hatte und
klare Anweisungen ausstieß. Das kann sie gut. Nach der „Röhre“ noch den Kiessee
bis zum Ende und am Campingplatz angelegt. Der Ausstieg war wie Keule sagte:
„Oh, schon wieder ne Leiche.“
Die Kleinsten sind von unseren Booten begeistert |
noch einmal durchgewischt |
Jetzt gabs
erstmal n ordentliches Schnitzel oder auch zwei wer ein normales (großes)
bestellt hatte und ein Eisbein für Udo, das ihm dann später quer hängen sollte.
Die Bedienung war ruppig, aber echt und der Hausherr spendierte noch einen aufs
Haus. Danke dafür.
noch n Bier!!! |
endlich was zu essen |
zufriedener kann man nicht gucken |
Der Weg zurück
in unser Nachtdomizil war dank Keule mit dem sinnlichsten Stück der Fahrt
erfüllt. Die Alte Löcknitz, die ich steuern durfte, haarscharf hindurch mit
Kappenmanöver und „steuer-, backbord über“ vorbei am Ursprung der Wasserläufe.
Einfach Natur und sonst nichts.
Endlich
angekommen bei den Wasserfreunden Erkner, im Dachboden eingewiesen, schmissen wir uns
erschöpft und glücklich auf die Decken und veranstalteten eine Massenmassage.
Keule hatte den Grill schon entfacht und bevor wir wieder was essen konnten
durchschwammen wir den Dämeritzsee. Endlich waren wir nicht nur umgeben von
Wasser, sondern waren auch mal drin. Angenehm kühl und rein. Und dieser
Duft…Wasser.
Chillen |
Blick auf die Alte Spree |
Quatschen und Gegrilltes futtern |
Gefühlt um
eins im Bett, erwachten die gestandenen Hasen gefühlt um vier und schmissen uns
gefühlt um sechs aus der Koje. Oh je, der Kopf und die Beine und die Arme. Aua,
aber was solls. Macht man ja nicht alle Tage. Also ab in den See mit Undine, wo
der Himmel zu versprochenen 30 Grad aufbrach. Erfrischt und 2 cm wacher zurück,
stopften wir uns ne trockene Stulle in den Mund, packten gehetzt unsere 7
Sachen, denn die Hasen wollten los. Rudern? Haben wir das nicht schon gestern
getan? Ja, Rudern. Endlich.
Rein, Zähne
zusammenbeißen, einfach rudern, denn aufhören kann man ja nicht und dann tut
auch irgendwann nix mehr weh. Es funktioniert.
Unsere Etappe
sollte heute im Kalksee über den Flakensee münden, bevor es gen Heimat ging.
Die Attraktion: Woltersdorfer Schleuse. Fantastisch. Groß, mit aufklappbarer
Straße und DJ. Wir legten auf der Seite für die Sportboote an – das mißfiel
aber der Schleuserin und rief uns aus die andere Seite zu nutzen. Wie auf dem
Bahnhof. Lustig. Nicht lustig war, dass unser Steuer nicht mehr zu befestigen
war, d.h. wir waren steuerlos. Aber nicht wirklich. Claudia kann ja gut Befehle
geben und Helge verdrehte sich spitzenmässig den Hals. Wir ruderten mal Backe
mal Steuer über.
An der Spitze
vom Kalksee im Rüdersdorfer Ruderverein konnte unser Superman Heiko doch
Tatsache das Steuer reparieren. Dafür brauchte er es nur anfassen. Der
Wahnsinn. Wie macht er das bloß? Somit konnten wir getrost unsere Heimreise
antreten und eine letzte Stärkung vor der Schleuse am Imbiss einnehmen. Heiko trampelte
mit den Füßen. Ja, wir kommen. Mit vereinten Kräften geht’s einfach weiter.
Keule und Claudi und Pferd |
plötzlich kam ein Cowboy und stellte sein Pferd ab |
Über Flakensee
und Flakenfließ, rein in den Dämeritzsee und den langen langweiligen Gosener
Kanal, hinein in den schönen Seddinsee, der von einem endlos verzauberten Seerosenfeld
bedeckt ist. Ab hier ist alles lang, erstreckt sich kilometerweit geradeaus und
es wird lauter, denn es ist Sonntag. Sonntag und blauer Himmel. Und wie es an
solchen Tagen ebenso ist. Boote, nochmal Boote, Sonntagsfahrer, Segler, Paddler,
die ganze Palette. Es schaukelt, manchmal schön, manchmal hochseeartig. Aber eines
ist gleich. Die Wellenverursacher haben noch nie in einem Ruderboot gesessen,
denn sie verstehen nichts von der Verdrängung des Wassers bei hohen
Geschwindigkeiten. Keule kann endlich motzen.
kurze Rast beim ESV Schmöckwitz |
der Ältesten Rat tagt |
Die letzte
Pause machten wir wohl noch im Seddinsee am ESV, bevor es die letzten 14
Kilometer die Dahme (Langer See) und dann wieder in die Spree ging.
Obwohl der
Sonnenstich nah war, die Glieder nicht mehr konnten und nun auch mal genug mit
Rudern war, machte sich in mir eine Melancholie breit, da der Weg nur noch so
kurz war. Ab jetzt wurde jede Bewegung noch einmal gespürt, das letzte aus den
Muskeln gepresst und versucht so zu rudern wie es die Meister gelehrt haben.
Die Ankunft
war nüchtern, alles raus aus dem Boot, matte Gesichter. Erst die Arbeit, dann
die Freude. Vielleicht war es aber auch die Trauer darüber, dass es schon
vorbei ist, denn angefühlt hat es sich viel länger.
Wir sprangen
nochmal in die Spree, schwelgten im Vorabend und begossen ihn mit Geselligkeit.
So anstrengend
es auch war. Rudern ist urig. Und sieht einfach toll aus (auch Heiko im
Einteiler). Du setzt dich rein und fährst hin wohin du willst, aus eigener
Kraft. Schön.
Der Abschied fällt schwer - also hängen wir noch vorm Bootshaus ab |
Danke liebe
TIB-Freunde. Danke für diese Erfahrung und die Möglichkeit daran teilzunehmen.
Wir sind infiziert und machen weiter. So oder so!
2016 © Jana Utke
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen