Donnerstag, 16. Juli 2015

Kiesseefahrt 11./12. Juli 2015

Die Blätter, die die Welt bedeuten (Foto: 2015©Helge Kubath)

Auch dieses Jahr rief "Keule" zur beliebten Wanderfahrt zum Kiessee auf. Die alten Hasen, die an dem Wochenende Zeit hatten, waren schnell gefunden. Auch von Heiko's Studentenruderern meldeten sich drei an. Björn vom Schülerrudern war auch dabei. 

Samstag um 8:00 Uhr trafen wir uns im WSZ. Zusammen mit Klaus, unserem Landdienst, verluden wir unser Gepäck ins Auto. Doch wo bleibt Theresia - müssen wir etwa mit Loch fahren? Zum Glück trudelte auch sie noch ein. Also spannende Aufteilung: Unser Achter "Alte Garde", mit dem wir ein Wochenende zuvor noch Regatta gefahren sind, und der Doppelzweier "Dahme" sollen die zwölf Ruderkameraden dieses Wochenende über unserer Gewässer tragen. Zirka 80 Kilometer erwarten uns.

Theresia und Silvia haben dieses Wochenende viel Neuwasser (Foto: 2015©Helge Kubath)


Aufteilung: Heiko, Thomas und Björn in der "Dahme"  und Keule, Udo, Jens, Silvia, Theresia, Helge, Peter, Jan und Hilmar zusammen im Achter.

Alles fertig und los! Der Achter legt ab. Die "Dahme" folgt ca. einen Kilometer hinter uns.
Bekannte Strecke bis Anfang Müggelsee - das fahren wir oft auch unter der Woche.  Unsere drei Studenten kennen es ebenfalls schon sehr gut.
Am Müggel' angekommen, kurz durchatmen - warm sind wir jetzt - und rüber zu den Bänken. Ab jetzt ist es für die Jüngeren Neuwasser.

Seerosen (Foto: 2015©Helge Kubath)

Nachdem wir den riesigen Seerosenteppich an den Bänken passiert haben, legen wir beim Ruderclub Rahnsdorf an. Kurze Stärkung für alle. 

Danach geht es weiter die Spree hinunter. Viele Paddler und unaufmerksame Flossfahrer machen das Rangieren mit dem Achter in dem engen Flusslauf nicht gerade einfach. Ich sitze am Steuer und habe auch zum ersten Mal den 20 Meter langen Achter zu manövrieren. Nicht nur einmal muss ich uns heute lautstark bemerkbar machen um träumende oder unerfahrene Wassersportler um etwas mehr Platz zu bitten.

Die "Alte Garde" auf Fahrt (Foto: 2015©Thomas Holl)
Aber alles läuft gut. Wir erreichen den Dämeritzsee und stechen auf der anderen Uferseite in das wie immer leicht stinkende Flakenfließ ein (wer mehr dazu wissen will, liest den Bericht aus dem letzten Jahr). 
Rein in die Löcknitz. Es wird noch enger. Insbesondere an den Brücken kommen wir uns mit den Motorbooten ins Gehege. Leider wissen viele der Motorsportler nicht um die Vorfahrtsregeln (und es sind nicht nur die Mietbootnutzer). Das zwang uns uns mehrfach zu einem Notstopp des Bootes, um eine Kollision zu vermeiden. Hier wäre mehr vorausschauendes und rücksichtsvolleres Verhalten gewünscht. Es ist für einen Ruderer sehr unangenehm, das Boot abrupt zu stoppen - insbesondere da der Rudernde selbst oft nicht die Gefahr einschätzen kann, da er rückwärts fährt und nur die Befehle des Steuermanns erhält. Noch gefährlicher bei Ruderbooten ohne Steuermann. Nicht auszudenken, was durch solche Unachtsamkeit geschehen könnte.

Genug Appel an die unsere Motorbootfreunde. Wir sind wohlbehalten bei einer netten Gaststätte in der Löcknitz angekommen. Hier kühlten wir uns kurz ab und einige nutzten dazu sogar Eis. Doch schon kurz darauf wollten wir weiter . 

Kleine Pause bei Rahnsdorf (Foto: 2015©Helge Kubath)

Über den Werlsee, vorbei an der Liebesinsel, rüber auf den Peetzsee - hier waren ganz schön viele Segler unterwegs - nochmal weiter auf den Möllensee.
Wir üben mit der Mannschaft nochmal das Kommando "langmachen" - wir werden es gleich brauchen. Jetzt stechen wir in den Verbindungskanal zum Kiessee ein. Die Bäume überragen den Flusslauf  - die Atmosphäre hat etwas kathedralenhaftes. Im Wasser liegen teils umgestürzte Bäume - Steuermann Keule ist besonders achtsam. Vorsicht! Backbord noch ein Ast im Wasser - SKULLS LANG…

Wir gleiten mit Blick in die sonnendurchfluteten Baumwipfel in eine Wellblechröhre. rechts und links gerade mal 40 cm bis zu den Auslegern. Wir halten die Skulls in der Luft und balancieren das Boot gerade durch die Röhre. "Wer Wasser hat voraus" - ruft Keule. Ein Sitzplatz nach dem anderen kann wieder seine Skulls vor sich nehmen und das Boot vorantreiben.

Am Ende des Sees ist eine kleiner Strand vom Campingplatz. Wir haben etwas Mühe diese "Stretchlimo von Boot" dort einzuparken, ohne den Badegästen ihren Strand zu blockieren.
Keule und ich schöpfen noch ein wenig Wasser aus dem Boot (sehr zum Amüsement der Badegäste).
Dann heisst es essen: Boa, haben wir einen Knast.

Warten auf's verdiente Essen (Foto: 2015©Helge Kubath)

Zurück ist nach der Stärkung ein Kinderspiel. Wir rudern wie wir gekommen sind zurück bis zum Dämeritzsee. Dort legen wir wie gewohnt bei den Wasserfreunden Erkner an und bringen unsere Boote an Land.

Bootsschuppen (Foto: 2015©Thomas Holl)
Wasserfreunde Erkner (Foto: 2015©Helge Kubath)



Hinter dem Bootsschuppen grillen wir abends und klönen bis die Sonne untergeht.
Unter dem Dach packen wir uns müde hin und schlafen gesättigt, müde, und erschöpft, aber wohlverdient ein.

Sonnenaufgang 05:00 Uhr morgens - Dämeritzsee (Foto: 2015©Helge Kubath)

Am nächsten Morgen begrüßt uns ein traumhafter Sonnenaufgang und nach kurzem Frühstück  wollen alle wieder los. Doch nicht so schnell. Heiko hat einen Schaden am Boot: Bei seinem Stemmbrett hat es zwei Schrauben zerrissen. Wir brauchen Hilfe. Zum Glück haben die Wasserfreunde Erkner mehr als einen hilfsbereiten Ruderkameraden, der mit Bohrer und zwei neuen Schrauben schnell wieder das Stemmbrett gefixt bekommen hat.

Schleuse Woltersdorf in der "Dahme" (Foto: 2015©Thomas Holl)
Schleuse Woltersdorf mit der "Alten Garde" (Foto: 2015©Helge Kubath)

Jetzt aber los. Über den Dämeritz' dann weiter über den Flakensee. Woltersdorfer Schleuse. Viele Schaulustige stehen auf der Brücke. So'n Achter sieht man halt nicht jeden Tag. Danach geht's einmal quer über den Kalksee. Wir halten an beim Rüdersdorfer Ruderverein. Man haben die eine  Ausstattung: Schick - sogar mit zwei Ruderkästen. 

Ruderkasten Rüdersdorf (Foto: 2015©Thomas Holl)


Unsere App sagt uns, dass für abends schlechtes Wetter angesagt ist. Wir machen besser wieder los. An der Schleuse essen wir noch schnell was am Imbiss und dann lieber schnell zurück - Vorhersage war eher unlustig.

Heiko und Silvia am Imbiss - Eis und Wurst (Foto: 2015©Thomas Holl)

Den Müggelsee klemmen wir uns gleich - bei dem aufkommenden Wind kommen wir da eh nicht mehr drüber. Also durch den Gosener Kanal. Der Seddiner See begrüßt uns windig. Wir kämpfen uns rüber bis Schmöckwitz und legen da auch nochmal ein Päuschen ein.

Es hilft nichts - das Wetter wird zunehmend unangenehmer. Also Pause kurz gehalten und wieder rauf auf's Wasser.

Pause in Schmöckwitz (Foto: 2015©Thomas Holl)

Oh Mann - was soll das denn: Am Vormittag noch traumhafter Sommer und nun das. Der Wind pfeift uns um die Ohren. Die Wellen schlagen hoch. Auch die Motorboote flüchten zurück in ihre Häfen. Leider ohne Rücksicht auf Regeln und andere Wassersportler. Die Wellen addieren sich und türmen sich höher und höher auf. Den Kaventsmann können wir nicht mehr mit geschicktem Steuern ausweichen. Die kalte Welle schlägt ins Boot und alle neun Insassen sind nass. Es hilft nichts - wir  müssen weiter. Die Innenhebel eingedrückt rudern wir mit erhöhtem Schlag gen Heimat. Peter steuert perfekt den Achter und versucht uns weitere Wellenbrecher ins Boot zu ersparen.

Hier war das Wetter noch in Ordnung (Foto: 2015©Helge Kubath)

Der Wind stand dermaßen ungünstig, dass wir bis zum Köpenicker Becken massiv gegen den Wind kämpfen mussten.
Am Ende kamen wir wohlbehalten, aber gut ausser Atem am Vereinsgelände an. Zu erwähnen sei, dass unser Zweier es tatsächlich geschafft hatte, in diesem Wellenmeer den Achter zu überholen und als erster am TiB-Steg anzulegen. Alle Achtung, Heiko und Thomas scheinen gut in Form.

Wir schaufelten noch die gefühlten 80 Liter aus dem Achter und wischten alles trocken. Der Landdienst brachte unsere Klamotten wieder. 

Alle hatten trotz des etwas anstrengendem Schlußsprints eine geile Zeit und auch unseren Studenten hat es sichtlich Spaß gemacht. Keule war der Held des Wochenendes - er hatte als Fahrtleiter alles perfekt organisiert. Die Fahrt scheint von Jahr zu Jahr an Beliebtheit zu gewinnen - letztes Jahr noch 10 Kameraden - dieses Jahr bereits 12 Skuller. Im nächsten Jahr brauchen wir bestimmt drei oder mehr Boote. Mal schauen ob es dazu kommt.

Am Steg von den Wasserfeunden (Foto: 2015©Helge Kubath)
Die "Alte Garde" schläft (Foto: 2015©Helge Kubath)
Keule schläft auch: am liebsten zwischen Booten (Foto: 2015©Helge Kubath)

Heiko macht Pilates (Foto: 2015©Thomas Holl)
Schnacken am See (Foto: 2015©Helge Kubath)



Text: 2015 © Helge Kubath

Freitag, 10. Juli 2015

18. Müggelseeachterregatta

Es ist Samstag der 04. Juli 2015. Die Sonne schien - nein sie brannte. Mit 38 Grad Celsius lähmte sie Berlin. Alles kroch nur noch und lechzte nach Wasser. Wer ein Plätzchen im Pool oder  im Freibad ergatterte konnte sich glücklich schätzen.

Ganz anders bei Ägir - dem Ruderverein kurz vor der Einfahrt zum Müggelsee. Dieser hatte zur Regatta geladen. 42 Boote aus der ganze Republik waren erschienen - jeweils mit neun Mann, um die Achter Regatta auf dem Müggelsee zu bewerkstelligen. Doch die Hitze war enorm.

Vor dem Rennen noch schnell ein Teamfoto (Foto: Ana Belen Gordillo Treitero © 2015)

In den Bootshallen wurde Kuchen gebooten (das zweite O musste sein ;-) und
draussen gab es leckeres vom Grill nebst Kaltgetränk. Doch nichts half. Die Hitze erdrückte uns. Zum Glück erschufen die Ägir-Kameraden ein Sprinklersystem was uns permanent mit kaltem Nass benetzte. Anders hätten wir es bis zum Start nicht ausgehalten.

Startnummer 37 - Alte Garde: Baujahr 1954
 (Foto: Ana Belen Gordillo Treitero © 2015)

14:15 Uhr
Gleich sind wir dran - rauf auf's Wasser. 
Die anderen Teams hatten uns schon Angst eingeflößt. Wir hatten kaum trainiert und alle anderen kamen professionell mit Big-Blades und Steuermann samt Headset daher.  
Ok. Wohl doch keine Fun-Regatta. Aber Egal. Nun Augen zu und durch. Doch noch nicht. Verzögerung.  Auf der Schattenseite der Spree parkten wir mit gut fünf anderen Booten und warteten darauf, dass wir loslegen können. Scheinbar bekamen sie die Boote nicht schnell genug aus dem Wasser, wodurch die Spree blockiert wurde.

Trotz Schatten die Hitze drückt.
Endlich die Meldung: Gleich geht's los.
Ran an den Start. "Noch ein Schlag vor!" wurden wir eingewiesen. 




Pfiff! Und Pullen. Wir legten uns ins Zeug - der Start war so mittelprächtig - können wir besser.
Das Boot läuft - wir haben unseren Rhythmus - ich glaube schneller als im Training - muss an der Aufregung liegen.

Spreetunnel passiert: Am Rand sehe ich Familie und Ruderkameraden winken und fotografieren.

Spreetunnel  - bis hier war noch alles gut (Foto: Ana Belen Gordillo Treitero © 2015)

Weiter Pullen! Konzentration! Innenhebel rein - wir haben Wellen! Scheisse ist das heiss! Ich will nicht mehr! Nein! Augen zu und durch! 
Was man so während einem Rennen mit sich selbst so im Kopf redet.

Oh - schon die zweite Boje!  Mann was denn nun los. Platz 7 und 8 hat es bei den Wellen die Holzskulls aus den offenen Dollen gedrückt. Mist!
Alle Anderen versuchen das Tempo zu halten während die Kameraden ihre Knüppel wieder einfädeln.

Dritte Boje: Jetzt wird gewendet! Die Wellen schlagen uns gnadenlos ins Boot. Die Skulls werden glitschig und man muss massiv klammern um den Knüppel nicht zu verlieren. Aber der Steuermann will nochmal alles! "Fünf Harte"- schreit er. Wir sind am Bolzen. Doch es half nichts. Das Team was nach uns startete und immer näher kam überholte uns jetzt. 
Vorletzte Boje. Der Schweiß läuft mir ins Auge, die Nase ist voll Rotz und mein Mund trocken. Roboterhaft funktioniere ich nur noch um dem Lauf nicht zu schaden.

Letzte Boje. "Zusammenreissen": sag ich mir. "Kraft aus den Beinen": schreie ich mich innerlich an.

Einfahrt Spreetunnel (Foto: Ana Belen Gordillo Treitero © 2015)
"Noch 50 Meter"  höre ich unseren Steuermann. Machen wir noch einen Endspurt? Dafür reichte es bei meinen Kameraden wohl auch nicht mehr -bei mir sowieso nicht. Ziellinie - Geschafft. 

Uff. Kaum zu glauben das wir uns das bei der Hitze angetan haben. Wir schippern langsam in den schattigen Uferbereich der Spree. Jetzt erstmal Wasser trinken und das nicht zu knapp.

Eine Paddlerin benötigt noch Hilfe - Ihr Steuerruder ist defekt. Wir gaffern ihr es mal eben hoch damit es nicht mehr stört (Ja wir hatten Panzertape dabei - was denkt ihr denn ;-)

Mit lockerem Schlag bringen wir jetzt die "Alte Garde" nach Hause.

Die Mannschaft muss sich nach dem trockenlegen des Achter von ein paar Kameraden verabschieden: die Anderen fahren zurück zu Ägir um der Preisverleihung beizuwohnen.

Keinen Preis – aber trotzdem glücklich (Foto: Helge Kubath©2015)

Es gab in allen Kategorien stolze Gewinner - wir gehörten nicht dazu. Doch Stolz sind wir dennoch - wir wissen ab sofort was uns bei der Regatta erwartet und wir sind nicht gescheitert. Wenn sich eine motivierte Mannschaft findet werden wir 2016 vorbereiteter ins Rennen gehen. 

TiB dankt ganz herzlich den Veranstaltern vom BRC Ägir.

Bis zum nächsten Mal.

Nachtrag:
Auf der Seite vom BRC Ägir sind inzwischen auch Zeiten veröffentlicht worden. Bilder sollen auch demnächst folgen. Also schaut ruhig mal bei unseren Kameraden rein.
http://www.b-r-c-aegir.de/mueggelseeachterregatta-2

Zweiter Nachtrag (30.09.2015):
Hier gibt's ein kleines Video zum Rennen. Auch viele der anderen Teilnehmer sind zu sehen.


Helge Kubath © 2015