Rudern in Dänemark - Davon erzählen die Grauen immer. Um mich zu überzeugen, ob diese Fahrt wirklich so genial ist, entschließe ich mich, Udo zu begleiten. Fahrtleiter Andreas hatte ich bereits bei der Oder-Umfahrt kennengelernt und er hatte mich eingeladen, diese Erfahrung zu machen.
Ich hole Udo zu Hause ab und wir fahren zum Autoverleih. Mit einem Neunsitzer düsen wir von dort los gen Dänemark. Unterwegs laden wir noch die Oranienburger mit ein.
In Rostock angekommen warten wir auf die Fähre. Das Warten wird aber nicht langweilig, weil es ist Hanse-Sail. Imposant gleiten die Segelschiffe an uns vorbei.
Jetzt geht es auf die Fähre. Also in den Bauch des Riesen gefahren und dann ab aufs Achterdeck, um weiter die coolen Segelschiffe zu bewundern.
Mit zunehmender Entfernung vom Ufer wechseln die Impressionen von Schiffen zu brechenden Wellen. Wir kreuzen die Ostsee und sehen schon bald Dänemark.
Dort abgeladen ist es nur noch eine knappe Stunde bis zum Ziel: Roklubben Viking!
Im gut ausgestatteten Boothaus machten wir es uns nach einem Festschmaus gemütlich. Am nächsten Morgen ab in die Bootshalle und die Inrigger vorbereiten.
Ich komme mit Klaus und Jens in ein Boot. Rettungswesten links und rechts platziert (immerhin geht es auf die Ostsee) und los gehts. An den Kalkfelsen vorbei wollen wir Richtung Sommerhus.
Die Welle bleibt flach - somit kommen wir gut voran. Im flachen Wasser müssen wir gut Obacht geben, auf keinen Findling zu fahren. Von diesen Brocken verbergen sich hier einige, immer knapp unter der Wasseroberfläche sind sie schwer zu entdecken. Unser erfahrener Klaus manövriert uns heldenmäßig durch die Hindernisse. Auf den größeren Findlingen suhlen sich die Seehunde. Die Sonne scheint heut nämlich herrlich.
Am Sommerhus angekommen ziehen wir die Boote durchs Schilf an Land und tragen unser Gepäck zur idyllisch gelegenen Hütte. Hier gibt es mehrere Zimmer mit Betten, eine Veranda und 'nen Grill für das abendliche Klönen.
Nachdem jeder seine Koje bezogen hat, wird abends gefeiert, sich gegenseitig beschnuppert (es kennen sich noch nicht Alle) und reichlich gegessen - Schildkrötensuppe - mmmmhhh lecker.
Bis tief in die Nacht wird gequatscht, musiziert und Anekdoten aus vergangenen Tagen ausgetauscht.
Am nächsten Tag heißt es früh aufstehen - wir wollen Strecke machen.
In selber Bootseinteilung springen wir in die Boote und rudern los. Großes Gelächter aus dem Vierer. Was ist da los. Ein blinder Passagier hat sich an Bord geschmuggelt. Die kleine Feldmaus huscht zwischen den Ruderern entlang und sucht ein sicheres Versteck bis es wieder Land gibt.
Das kann aber noch dauern. Die Woge ist flach und wird flacher. Bis zu dem Moment wo nichts mehr geht. Wir hören den Grund am Boden des Bootes schleifen.. Es hilft nichts. es ist zu flach. Ich als Steuermann steige aus und ziehe unseren Kahn nun durch die flache Ebene. Ich bin aber nicht alleine - allen geht es so. Am Horizont also mehrere Boote, die gezogen werden.
Die im Boot Gebliebenen lassen es sich dabei gut gehen und feuern den geplagten Steuermann im Wasser an.
Doch auch diese Plackerei hat ein Ende. Kaum schwimmt der Kahn wieder aus eigenen Kräften, hüpf ich ins Boot und peitsche meine Crew an, die Riemen zu schwingen. Nachdem wir die Bucht verlassen haben, bekommen wir auch merklich mehr Wasser. Die Wellen schlagen hoch. Das Boot fängt an zu tanzen. So hatte ich mir das eigentlich auch vorgestellt. Mit dem aufkommenden Wind wird die Navigation auch schwieriger. Ich zerre am Steuer, um den Kurs halten zu können.
In die kleine Marina hinter den Reusen wollen wir rein - gar nicht so einfach. Die Wellen wollen in den Kurs miteinbezogen werden. Doch bis auf ein paar Spritzer kommen wir halbwegs trocken in die Anlegestelle, wo wir ausgiebig pausieren.
Irgendwann muss es weitergehen - wenn ich mich recht erinnere, sind wir weitergefahren und auf der Rückseite zurück. (Muss also eine Insel gewesen sein?)
Das Wetter war inzwischen ruhiger und wir konnten bis zum Sommerhus zurück. Hier gab es wieder frisch Gezapftes und Leckeres aus der Region.
Am nächsten Tag hieß es schon Abschied nehmen. Sachen packen, schnell gefrühstückt und wieder Richtung Viking. Auf unserem Rückweg verfolgten uns die Seehunde. Die dachten sich wohl auch, was sind denn das für Spinner - die Sonne scheint doch gar nicht. In der Tat war es heute etwas kühl und windig. Doch es hilft ja nichts, wir müssen zurück, unsere Fähre bekommen.
Doch es ist auch keine Eile geboten. Mit genügend Pausen und den hübschen Seehunden als Begleiter kommen wir am frühen Nachmittag an.
Boote putzen gehört dazu - versteht sich. Nach einem kurzen Snack im Saal verabschieden sich alle voneinander und hüpfen in die Autos. Zurück zur Fähre - über die Autobahn nach Berlin.
Ein Kurztrip sagt man - doch für mich war er vollgepackt mit neuen Erfahrungen, Eindrücken und Freunden - fast zu viel für ein Wochenende.
2016 © Helge Kubath
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